Die Leiden des jungen Stefans
"Ich fange an, mich insofern ganz leidlich hier zu befinden. Das beste ist, daß es zu tun genug gibt; und dann die vielerlei Menschen, die allerlei neuen Gestalten machen mir ein buntes Schauspiel vor meiner Seele. " [J.W. v. Goethe: Die Leiden des jungen Werther; Brief vom 26.10.1771]
Wie es Goethe vor 235 Jahren niederschrieb, so geht es mir im Moment auch. Ich beginne mich hier in Sierre ganz wohl zu fühlen. Es gibt allwöchentlich Neues zu erleben: fazinierende Orte, interessante Menschen mit noch interessanteren Sprachen und Geschichten und hier und da noch nie Erlebtes.
Den Titel hab ich recht plagiativ vom guten Wolfgang abgekupfert, aber auch in dieser Form passt es sehr gut zum vergangenen Wochenende. Sandra ließ Christian, seine Freundin Jessika (zu sehen auf http://wer-hats-erfunden.blogspot.com/) und mich übers Wochenende allein zurück im Tal, sodass wir aus lauter Spaß beschlossen beim Halb-Marathon in Lausanne mitzulaufen. Ich hatte es mir eher schlecht als recht überlegt. So liefen wir die letzten fünf Wochen mehr unserer Form hinterher als das wir sie aufbauten. Die Stundenplangestalltung und das leichte Trägheitsgefühl am Abend ließen zum Teil keinen geordeten Trainingsplan zu. Unsere längste Laufstrecke war in der Zeit ein ganz passabler 13km Lauf, bei dem uns Sandra noch unterstützen konnte. Aber da fehlte immerhin noch ein Drittel bis zum 20er, die Marke, die es zu knacken galt.
Schneller als gedacht, kam das vorherige Wochenende näher und ich fühlte mich nicht allzu fit. Wobei ich hoffte auf meine Kondition vom Fußball zurückgreifen zu können, obwohl ich mir auch eingestehen musste, nicht der aussergewöhliche Läufer gewesen zu sein. "Grätsche, Kopfbal, Tor" - das war meine Maxime.
Nun gut, der Tag war da und er begann zeitig! Um unsere Startnummern zu erhalten mussten wir nach Lausanne. Doch Start war in einem kleinen Ort etwas 20 km vor Lausanne. Christian und ich verabschiedeten uns von Jessika und fuhren zum Bahnhof. Denn der Zug sollte uns zum Start bringen. Auf dem Bahnhof war kollektives Gleiseraten, eine Amerikanerin schloss sich uns umgehend an, da wur kompetente Antworten zu geben schienen. Sie war ein Mädel aus St. Louis und war mit ihren Freunden auf Wochenbesuch in der Schweiz. Wir unterhielten uns die fast zwei einhalb Stunden bis zum Start, bis auf kurze Zeit, in der ich noch von ein paar Schweizern umlagert war, die mir hilfreiche Tipps für meinen ersten Halbmarathon geben konnten. Der Start rückte immer näher. Das kleine Dorf La Tour-de-Peilz war rappelvoll mit Läufern aller Nationen. Vor unserem Start sahen wir noch ein paar erschöpft drein schauende Marathonläufer, für die La Tour-de-Peilz gerade ein mal die Wendemarke bedeutete - hartes Schicksal. Der Start erfolgte mehr in Form eines Konzertopeners als einer Sportverantstaltung. So verpulverten Einige schon ihre Körner beim Rocken zu den donnernden Beats.
Christian rasste los wie die Feuerwehr, von Anfang an erwickt, seine Bestzeit (um die 1:55) zu unterbieten. Ich war noch gar nicht so richtig los, da hatte ich ein komisches Gefühl in der Magengegend - ganz schön heiß heute, im Oktober, und dann rennt der auch noch so schnell los, puhh. 1,5 km konnte ich ihm folgen, dann war ich abgehängt - in der Hoffnung meinen Rhytmus zu finden. Die Strecke an sich war wunderschön. Zu Beginn säumten Weinberge die Strecke, direkt am malerischen Genfer See. Später folgten kleine, verwinkelte Dörfer mit enthusiastischen Wegelagerern, die Musizierten und Applaudierten. Das gab mir Durchhaltevermögen und Kraft. Bis Kilometer 15, also schon mal 2 mehr als im Training liefs richtig gut, aber dann merkte ich, dass es langsam zu Ende geht mit den Beinen. Ich schleppte mich von Wasserstelle zu Wasserstelle, wie ein lahmender Löwe, aber ich blieb nicht stehen. Ich wäre wahrscheinlich sonst in einer der vielen Weinstuben versackt. Der ultimative Kilometer war dann die schwerste Geburt meiner noch kurzen Laufgeschichte. Aber ich habe es geschafft, mein Ziel zu erreichen, unter zwei Stunden zu bleiben. Es sprudelten nur noch die Glückshormone - ein tolles Gefühl. Christian war natürlich eher schon da und sonnte sich schon mit Jessika in der Sonne. Ich genoß hingegen erst mal ein kühles Getränk und bekam für meine Heldentat meine wohlverdiente Medaille.
Ich muss euch sagen, die 21,1 km waren wie eine süß-saure Sauce. Es hat irgendwie schon Spaß gemacht, aber ob ich das sobald noch mal mache, wage ich zu bezweifeln. Zum Hobby werde ich Laufen zumindest nicht erkühren, denn die Schmerzen in den Beinen, die bis heute noch andauern, brauche ich nicht so oft.
Ich wünsche euch eine schöne Woche und wäre erquikt, wenn ihr einen kleinen Gruß für Sandra und mich hinterlassen würdet.
Und zum Schluss noch was zum neidisch machen, Abendrot zum Abendbrot:
ciao Stefan
Wie es Goethe vor 235 Jahren niederschrieb, so geht es mir im Moment auch. Ich beginne mich hier in Sierre ganz wohl zu fühlen. Es gibt allwöchentlich Neues zu erleben: fazinierende Orte, interessante Menschen mit noch interessanteren Sprachen und Geschichten und hier und da noch nie Erlebtes.
Den Titel hab ich recht plagiativ vom guten Wolfgang abgekupfert, aber auch in dieser Form passt es sehr gut zum vergangenen Wochenende. Sandra ließ Christian, seine Freundin Jessika (zu sehen auf http://wer-hats-erfunden.blogspot.com/) und mich übers Wochenende allein zurück im Tal, sodass wir aus lauter Spaß beschlossen beim Halb-Marathon in Lausanne mitzulaufen. Ich hatte es mir eher schlecht als recht überlegt. So liefen wir die letzten fünf Wochen mehr unserer Form hinterher als das wir sie aufbauten. Die Stundenplangestalltung und das leichte Trägheitsgefühl am Abend ließen zum Teil keinen geordeten Trainingsplan zu. Unsere längste Laufstrecke war in der Zeit ein ganz passabler 13km Lauf, bei dem uns Sandra noch unterstützen konnte. Aber da fehlte immerhin noch ein Drittel bis zum 20er, die Marke, die es zu knacken galt.
Schneller als gedacht, kam das vorherige Wochenende näher und ich fühlte mich nicht allzu fit. Wobei ich hoffte auf meine Kondition vom Fußball zurückgreifen zu können, obwohl ich mir auch eingestehen musste, nicht der aussergewöhliche Läufer gewesen zu sein. "Grätsche, Kopfbal, Tor" - das war meine Maxime.
Nun gut, der Tag war da und er begann zeitig! Um unsere Startnummern zu erhalten mussten wir nach Lausanne. Doch Start war in einem kleinen Ort etwas 20 km vor Lausanne. Christian und ich verabschiedeten uns von Jessika und fuhren zum Bahnhof. Denn der Zug sollte uns zum Start bringen. Auf dem Bahnhof war kollektives Gleiseraten, eine Amerikanerin schloss sich uns umgehend an, da wur kompetente Antworten zu geben schienen. Sie war ein Mädel aus St. Louis und war mit ihren Freunden auf Wochenbesuch in der Schweiz. Wir unterhielten uns die fast zwei einhalb Stunden bis zum Start, bis auf kurze Zeit, in der ich noch von ein paar Schweizern umlagert war, die mir hilfreiche Tipps für meinen ersten Halbmarathon geben konnten. Der Start rückte immer näher. Das kleine Dorf La Tour-de-Peilz war rappelvoll mit Läufern aller Nationen. Vor unserem Start sahen wir noch ein paar erschöpft drein schauende Marathonläufer, für die La Tour-de-Peilz gerade ein mal die Wendemarke bedeutete - hartes Schicksal. Der Start erfolgte mehr in Form eines Konzertopeners als einer Sportverantstaltung. So verpulverten Einige schon ihre Körner beim Rocken zu den donnernden Beats.
Christian rasste los wie die Feuerwehr, von Anfang an erwickt, seine Bestzeit (um die 1:55) zu unterbieten. Ich war noch gar nicht so richtig los, da hatte ich ein komisches Gefühl in der Magengegend - ganz schön heiß heute, im Oktober, und dann rennt der auch noch so schnell los, puhh. 1,5 km konnte ich ihm folgen, dann war ich abgehängt - in der Hoffnung meinen Rhytmus zu finden. Die Strecke an sich war wunderschön. Zu Beginn säumten Weinberge die Strecke, direkt am malerischen Genfer See. Später folgten kleine, verwinkelte Dörfer mit enthusiastischen Wegelagerern, die Musizierten und Applaudierten. Das gab mir Durchhaltevermögen und Kraft. Bis Kilometer 15, also schon mal 2 mehr als im Training liefs richtig gut, aber dann merkte ich, dass es langsam zu Ende geht mit den Beinen. Ich schleppte mich von Wasserstelle zu Wasserstelle, wie ein lahmender Löwe, aber ich blieb nicht stehen. Ich wäre wahrscheinlich sonst in einer der vielen Weinstuben versackt. Der ultimative Kilometer war dann die schwerste Geburt meiner noch kurzen Laufgeschichte. Aber ich habe es geschafft, mein Ziel zu erreichen, unter zwei Stunden zu bleiben. Es sprudelten nur noch die Glückshormone - ein tolles Gefühl. Christian war natürlich eher schon da und sonnte sich schon mit Jessika in der Sonne. Ich genoß hingegen erst mal ein kühles Getränk und bekam für meine Heldentat meine wohlverdiente Medaille.
Ich muss euch sagen, die 21,1 km waren wie eine süß-saure Sauce. Es hat irgendwie schon Spaß gemacht, aber ob ich das sobald noch mal mache, wage ich zu bezweifeln. Zum Hobby werde ich Laufen zumindest nicht erkühren, denn die Schmerzen in den Beinen, die bis heute noch andauern, brauche ich nicht so oft.

Und zum Schluss noch was zum neidisch machen, Abendrot zum Abendbrot:
ciao Stefan
1 Comments:
Was ich Dir schon seit längerem mal sagen wollte: ich bin sehr, sehr stolz auf Dich, kleines Brüderchen!!!
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