Warum die Kuh nicht immer im Stahl steht und ebenfalls mit Gleichberechtigungsproblemen zu kämpfen hat
Wie stellt sich ein Schweizer Himmelfahrt vor? Ich glaube anders als ein Deutscher. Bei uns zu Hause wird der Tag ja nun parallel als Männertag zelebriert und man(n) trifft sich zum allseits beliebten Bollerwagenziehen. Doch hier ist er eher ein Frauentag gewesen. Zumindest mussten die Frauen für die Show sorgen! Mehrere hundert Walliser Kühe verabredeten sich zum alljährlichen Schlammcatchen in Aproz in der Nähe von Sion.
Zwei Haken hatte die, eigentlich als großes Volksfest angepriesene, Veranstaltung. Erstens regnete es an diesem Tag ohne Unterlass. Ich fühlte mich an das Himmelfahrt des Vorjahres erinnert bei dem wir am Schwielochsee ausschließlich in einer Kneipe gen Himmel beteten. Doch damals, wie heute, half es wenig. Es schüttete "sans arrêt" (ohne Ende). Aber, der gemeine Erasmusstudent versucht auch daraus noch das Beste zu machen. Doch die Stimmung war durch eben den Regen und zweitens die Party vom Vorabend sehr gemäßigt. Ich glaube unseren Holländern war selbst das Glockengerassel der Kühe zuviel Ton im Ohr. Nunja, was kann ich von einem Kuhkampf berichten? Es geht ganz schön zur Sache! Das Publikum, durch das trübe Wetter, nicht so zahlreich wie sonst (wurde uns erzählt) angereist, feuerte nach besten Kräften die jeweilige Heimatkuh an. Es war wie in der Gladiatorenarena. Zuerst kämpfte ein unüberschaubarer Haufen von Kühen gegeneinander (Eins gegen Eins versteht sich), wobei der Verlierer der Duelle immer aus der Arena geführt wurde. So blieben am Ende nur noch zwei Kühe über. Was zu Beginn noch recht flott über die Bühne ging (manche Kühe waren doch sehr scheu; ich prägte den Begriff "coward cow" [feige Kuh]), entwickelte sich zum Ende hin zum reinen Taktieren. Was so eine Kuh doch drauf hat. Wie zwei Boxer beäugten sich die Tiere, attackierten im richtigen Moment und Klammerten (gut sie standen nebeneinander und prusteten) wie ihre menschlichen Vorbilder.
Aber manch Zuschauer nahm sich auch ein Vorbild an den Kühen. Kurzweilig interessierte ein anderer Kampf zwischen zwei menschlichen Schlammbadegästen das zahlende Publikum. Die Kühe werden sich ihre Gedanken gemacht haben. Schließlich konzentrierte sich dann doch alles wieder auf das eigentliche Geschehen und die Kuh in der Dreiviertelliterklasse aus Sion war glaube ich ganz gut. Gewonnen hat aber Tina, die im Finale aller Klassen die anderen platt machte. Gesehen hatten wir das jedoch schon nicht mehr. Der Regen und Andi zwangen uns zur Aufgabe. Andi ist der Bruder von Alex und erst mal für ein paar Tage in Sierre zu Besuch. Und schupps, da scheint auch schon wieder die Sonne!


Stefan